Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 076.jpg

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und sie beneideten ihn ein wenig, weil er beim Könige so viel galt, und es ihnen Allen zuvor that: denn wenn niemand ein Wild fand, oder es erlegen konnte, so brachte er immer von allerlei Art. Das war aber keine Kunst, weil er ja nur zu wünschen brauchte.

Nun war es ihnen schon lange aufgefallen, und sonderbar vorgekommen, daß der junge Bursche seine Stube immer verschlossen hielt, er mochte darin seyn oder nicht. Da hätten sie gern gewußt, warum er das thäte, und sie nahmen sich vor, ihn zu belauschen.

Als er daher eines Mittags in seiner Stube war, sahen sie heimlich durchs Schlüsselloch, und erblickten den Jäger vor einem Tische sitzend, der mit den herrlichsten Speisen, und auch mit Wein, besetzt war, und ein hübsches Mädchen saß ihm gegenüber, und beide aßen und sprachen mit einander vergnügt und vertraulich. Da wunderten sie sich, wie er zu dem köstlichen Essen und dem niedlichen Mädchen gekommen sey. Das Essen hatte er sich aber nur zu wünschen gebraucht, und seine Marie durfte keine Nelke bleiben, wenn er daheim war, sondern bekam ihre natürliche Gestalt.

„Der muß recht reich seyn!“ dachten die Kameraden, und brachen in seine Stube ein, als er einmal nicht zu Hause war, und glaubten nun große Reichthümer zu finden; aber sie fanden nichts, als eine wunderschöne Nelke in einem Glase mit Wasser. Die nahmen sie, und trugen sie, ihrer Wunderschönheit wegen, zum Könige. Der König aber bewunderte die herrliche Nelke, und da sie ihm ganz außerordentlich gefiel, so beschloß er, sie dem Jäger für großes Geld abzukaufen. Aber als die Nelke im Zimmer des Königs war, trauerte sie, und ließ die Blätter hängen.

Nun mußte der Jäger zum Könige kommen, der ihn recht freundlich empfing, und ihn fragte, ob er ihm nicht