Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 080.jpg

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nicht, denn wer einmal in ihrer Gewalt ist, kann so leicht nicht wieder befreit werden.“

Käthchen überlegte sich die Worte des Vaters, und meinte, es würde so schlimm nicht seyn mit dem Waldweibchen, als er sagte. Endlich glaubte sie gar, es möchte wohl Neid von ihm seyn, und er gönne ihr das verheißene Glück nicht, wie ihr ja das alte Mütterchen im Voraus schon gesagt habe.

Das schöne Schloß und die geputzten Mädchen lagen Käthchen beständig im Sinne; doch konnte sie sich noch nicht entschließen, ihre Aeltern zu verlassen. Als sie daher wieder nach dem Walde gegangen war, und das alte Mütterchen sie befragte, ob sie ihr denn nicht folgen wolle, sagte sie: „Der Vater hat es mir verboten, und mich vor dir gewarnt, darum weiß ich noch nicht, was ich thun soll.“

„Siehst du,“ erwiederte die Alte, „daß ich wahr rede! Habe ich dir nicht gleich gesagt, daß deine Aeltern mich verleumden und dir ein so glückliches Loos mißgönnen werden, weil es ihnen nicht beschieden ist? Nun, ich überlasse es ganz dir, und denke, du wirst nächstens, wenn wir uns wieder hier im Walde treffen, recht gern mit mir gehen.“

Als sie sich entfernt hatte, machte sich auch Käthchen auf den Rückweg, verfehlte aber, in ihre Gedanken vertieft, den rechten Weg, irrte lange im Walde umher, und kam endlich ganz spät nach Hause.

„Wo bist du so lange geblieben?“ rief ihr die Mutter drohend entgegen; „du hast gewiß wieder mit dem alten bösen Weibe die Zeit verplaudert?“

Käthchen leugnete, und entschuldigte sich damit, daß sie den rechten Weg verfehlt habe. „Das ist nicht möglich,“ sagte die Mutter, „da du den Weg und das Holz ganz gut kennest, und dich auch noch niemals darin verirrt hast.“ Käthchen aber blieb hartnäckig bei ihrer Antwort, und