Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 095.jpg

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es, und siehe, es blieb ganz still sitzen, und nickte ihm sogar mit seinem Köpfchen recht zutraulich.

Auf einmal sah der junge Bursche etwas Goldenes unter dem rechten Flügel des Vögelchens hervorschimmern. „Ei,“ sagte er, „was ist das? Laß dir mal dein Flügelchen aufheben.“ Da hob der Vogel den Flügel von selbst auf, und es lag unter demselben ein goldenes Ei.

„Darf ich dir’s wegnehmen?“ fragte der Bursche, „oder kannst du es ausbrüten, dann will ich es dir sehr gern lassen.“

„Wegnehmen!“ sagte das niedliche Vögelchen, und nickte wieder mit seinem Köpfchen.

Da nahm der junge Bursche das Ei, stieg herunter vom Baum, zeigte es seinen Geschwistern, und trug es dann zu einem Goldarbeiter. Dieser untersuchte das Ei, und da er fand, daß es das feinste Gold enthielt, bezahlte er es mit zehn Thalern.

Am andern Tage stieg der Bruder wieder auf den Baum, und das Vögelchen saß wieder auf seinem Neste, und hatte ein anderes goldenes Ei unter seinem Flügel. Das Vögelchen gab ihm zu verstehen, er möchte es nur nehmen [–] da nahm er es und trug es zum Goldschmid, und erhielt wieder zehn Thaler.

So geschah es auch am dritten Tage, und die Geschwister hatten nun dreißig Thaler beisammen. „Seht ihr wohl,“ sagte der zweite Bruder, „daß ich recht hatte! Nun ist das Sprichwort wahr geworden: Besenbinders Kinder sind Glückskinder. Da haben wir schon so viel Geld, daß wir uns viele tausend Besen dafür anschaffen können, und unsere Schwester kann uns auch einmal etwas zu Gute thun, und uns schöne Pfannkuchen backen.“

Zum vierten Male stieg der junge Bursche auf den Baum, und fand das Vögelchen abermals auf seinem Nestchen