Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 124.jpg

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daß ihr Söhnchen noch nichts Schädliches begehrt, und nicht Tadelnswerthes gethan habe.

Die Fee ermahnte nochmals die Mutter zur Strenge gegen den Knaben, und bat sie dringend, ihn nicht durch unzeitige Nachgiebigkeit zu verwöhnen, und sein Herz durch eine verkehrte Erziehung zu verderben. – Die Mutter aber achtete wenig auf diese wohlgemeinten Ermahnungen der Fee, und dachte, sie hätte sich um die Erziehung ihres Sohnes nicht zu bekümmern.

An das prächtige, fast palastartige Haus des reichen Kaufmanns stieß ein sehr schöner, großer Garten, geschmückt mit den mannichfaltigsten Bäumen und Stauden; hier wechselten Palmen mit Myrthen und Lorbeerbäumen, Orangen mit Mandelbäumen, blühende Fliederstauden mit Jasmin, und hochstämmige Rosenbäume trugen Blumen und Knospen, roth, weiß und gelb. Auf zierlich abgesteckten Beeten prangten Lilien, Tulpen, Nelken, Narcissen und andere liebliche Blumen; das bescheidene Tausendschön, das blaue Veilchen, die duftende Reseda, die buntbestäubten Aurikel bekränzten diese Beete, und süße Wohlgerüche entstiegen den Kelchen.

In diesem Garten pflegte der Knabe in der schönen Jahreszeit, sobald der Lenz begann, seine Blüthen zu verstreuen, bis der Herbst wieder das Laub von den Bäumen streifte, und die gereifte Purpurtraube gepflückt und zur Kelter gesammelt war, zu spielen. Hier sprang er umher, schlug den Ball, oder haschte Schmetterlinge und Maikäfer, pflückte sich Blumen, und ließ, wenn es später im Jahre war, und die Winde schon stärker weheten, Drachen an einem langen seidenen Faden in die Luft fliegen.

Einst sprang der Knabe in diesem anmuthigen Garten gegen Abend fröhlich umher, und belustigte sich am Werfen mit einem Ball. Dieser flog in ein Gebüsch von Flieder