Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 125.jpg

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und Rosen. Er wollte den verlorenen Ball dort wieder hervorziehen, aber als er auf dem grünen Rasen kniete, und die kleine Hand in das Laub des Gebüsches streckte, wohin der Ball geflogen war, und der ihm noch roth und gelb entgegen schimmerte, rauschte ein kleines Vögelchen aus dem Dickicht hervor, und setzte sich dicht neben ihn auf eine blühende Rose.

Das Vögelchen war so klein und leicht, daß es die Rose tragen konnte, ohne entblättert zu werden, oder einzuknicken. Sein Gefieder schimmerte in allen Farben des Regenbogens, wie Gold und Edelsteine. Es zwitscherte süße Töne, sah den Knaben mit seinen kleinen, hellleuchtenden Augen sehr freundlich an, und nickte dabei mit dem kleinen, buntbefiederten Köpfchen, als wollte es gleichsam sagen: Da bin ich, greif’ mich! –

Der Kleine vergaß hierüber seinen Ball, und verwandte kein Auge von dem schönen Vögelchen. Es erwachte in ihm die Begier, es zu besitzen; er greift nach ihm, um es zu erhaschen, aber der befiederte Gartenbewohner hüpfte von Zweig zu Zweig, doch immer nur so weit, daß er vor einem raschen Angriff des Knaben gesichert ist.

So neckte ihn der Vogel unablässig, und der Knabe wurde dadurch nur noch eifriger, ihn zu verfolgen. Jetzt waren sie bis an das äußerste Ende des Gartens gekommen, der an einen, durch einen Zaun getrennten, großen Wald stieß. Hier flog der Vogel auf die Spitze eines Spaliers dieses Zaunes, und als der Knabe, schon ganz ermüdet, nach ihm greifen wollte, verließ er diesen Sitz, und rettete sich auf den untersten Zweig des Baumes, der im Walde diesem Zaun zunächst stand.

Hier begann das lose Vögelchen auf’s Neue sein muthwilliges Spiel mit dem Kleinen, und sein zwitschernder Gesang kam diesem wie eine Art Spott vor, daß er