Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 126.jpg

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nun, durch den Zaun getrennt, vor seinen Nachstellungen sicher sey.

Dies entflammte bei dem feurigen Knaben die Begier nach dem Besitz des Vogels noch stärker, wie zuvor. Vater und Mutter, und alle ihre Hausgenossen und Umgebungen hatten immer jeden seiner Wünsche befriedigt, und jetzt sollte ein kleiner, unbedeutender Vogel sich gegen ihn widerspenstig bezeigen? Das konnte er nicht ertragen; er bot also alle seine Kräfte auf, sich durch das Gitter des Zauns zu zwängen. Aber so klein und schlank er auch war, so waren die Stäbe doch zu dicht neben einander, und so unbeweglich befestigt, daß alle Anstrengungen seiner kindischen Kräfte es nicht vermochten, nur Einen von seiner Stelle zu rücken. Der Vogel schien diesen fruchtlosen Bemühungen mit Ruhe zuzusehen, und sein Gesang aus der kleinen Kehle klang fort, wie ein höhnendes Ha! ha!

Das verdroß den Knaben noch mehr. Er versuchte über den Zaun zu klettern; mit vieler Mühe erreichte er die Spitze desselben, sprang dann hinunter, blieb aber an einem der Zacken des Gitterzauns mit dem feingewebten Gewande hängen, und zerriß es in Fetzen. Dieser Umstand schmerzte ihn zwar, doch vergaß er ihn bald über den Vogel, der ihn ganz furchtlos emporklettern und herunterspringen sah, ohne sich nur im mindesten von dem Zweige zu entfernen, auf welchem er saß. Er hatte sogar jetzt das Köpfchen unter die Flügel gesteckt, als wenn er schliefe, und der Knabe zweifelte nicht, ihn jetzt sicher zu erhaschen. So wie er aber die Hand nach dem, zum Schein schlummernden, Vogel ausstreckte, rauschte dieser empor, und wählte einen andern entfernten Zweig zu seinem Sitz.

Unmuthig über diese fehlgeschlagene Bemühung beschloß der Knabe, seinen Vorsatz auszuführen, es koste, was es wolle. Der Vogel aber lockte ihn immer tiefer in den Wald,