Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 128.jpg

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Freuden fest in ihre Arme, und bedeckte ihn mit Küssen mütterlicher Zärtlichkeit.

Jetzt war auch der Vater hinzugekommen, und nachdem der Rausch der ersten Freude des Wiedersehens vorüber war, begannen beide Aeltern, am meisten aber die Mutter, dem Sohne Vorwürfe zu machen, wie er sich so leichtsinnig und verwegen aus dem Garten hätte wagen können. Er erzählte Alles, wie es ihm ergangen sey, und bedauerte nur, als er sich gerettet sah, daß er den Vogel nicht erhascht habe.

Da erschien die Fee, und sagte: „Alles dieses war mein Werk, um dich, Kind! zu belehren, daß die Begierde, jeden Wunsch zu befriedigen, den Menschen nach und nach, statt zu beglücken, oft in großes Verderben stürzt. Nur der wird in späteren Jahren glücklich und zufrieden seyn, der schon in der Kindheit lernt, gehorchen und entbehren. Lerne demnach, deine Wünsche und Begierden einzuschränken und zu zügeln. Ich würde dir, zur Erinnerung an diese Lehren, und an die Erfahrung, die du gemacht hast, als du so ungestüm den Vogel verfolgtest, und ihn für jeden Preis haben wolltest, diesen gerne jetzt geben, aber das ist unmöglich: denn dieser Vogel war – ich selbst!


21.
Der kleine Däumling.

Vor Zeiten war einmal ein armer Holzhacker und seine Frau, die hatten sieben scharmante Kinder, lauter Jungen, von welchen der jüngste sieben Jahre alt seyn mochte. Die vielen Kinder machten ihnen viele Sorge, da noch keins von allen etwas verdienen konnte. Noch mehr Kummer machte