Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 134.jpg

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wir denn nun anfangen? denn draußen werden wir auch von hungrigen Wölfen zerrissen. Sollte denn der Popanz gar nicht zu erweichen seyn? Ach, lieber Gott, helft uns doch; wir können ja auch nicht mehr weiter!“

Weil nun die Frau des Popanzes gut und mitleidig war, und die Kinder sie dauerten, so entschloß sie sich, dieselben bis zum nächsten Morgen vor ihrem Manne zu verbergen, und nahm sie in’s Haus, und ließ sie am Feuer, an welchem ein ganzer Hammel zum Abendbrote des Popanzes gebraten wurde, sich erwärmen und trocknen.

Kaum waren sie trocken, und hatten den schärfsten Hunger etwas gestillt, so wurde auch schon an die Hausthüre gedonnert. Das war der Popanz! Die Frau steckte hastig die Kinder unter ein großes Bette, und machte die Thüre auf.

„Wo ist das Essen? Und ist der Wein abgezogen?“ Das war seine erste Frage, als er in die Stube trat. Die Frau bejahete es, worauf er sich an den Tisch setzte, und den ganzen Hammel auffraß, obschon er noch ziemlich roh und blutig war, was ihm aber nur um so besser schmeckte.

„Frau,“ sagte er plötzlich, indem er mit seiner vortrefflichen Riechnase schnupperte, „Frau, ich wittere Menschenfleisch!“

„Das wird das Kalb seyn, welches ich zu morgen geschlachtet habe,“ antwortete die Frau.

„Nein, nein!“ schrie der Popanz mit gewaltiger Stimme, „ich wittere frisches, junges Menschenfleisch!“ Er schnupperte, und fand die armen Jungen unter dem Bette, und zog sie, einen nach dem andern, hervor.

„Hoh, Hoh!“ rief er grimmig, „also willst du mich anführen? Warte, dich will ich zuerst fressen, und diese junge Brut dann hinterdrein! Es muß einen herrlichen Leckerbissen geben!“ Der Mund wässerte ihm schon, und