Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 135.jpg

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er nahm das wohlgeschliffene scharfe Schlachtmesser, das er immer mit sich führte, und wollte flugs die Kleinen abgurgeln.

Die Kinder fielen ihm zu Füßen, und wimmerten und flehten; umsonst! Da stellte ihm die Frau vor, daß er ja noch zu essen genug habe, ein Kalb, zwei Hammel und ein halbes Schwein, und wenn er die Kinder nun auch noch sogleich schlachten wollte, das viele Fleisch nur verderben würde.

„Frau, da hast du Recht!“ erwiederte er, und ließ das schon gehobene Schlachtmesser wieder sinken. „Dazu kommt,“ setzte er hinzu, „daß ich mir zu morgen ein Paar gute Freunde gebeten habe, damit wir einmal einen vergnügten Tag zusammen haben. Na, füttere die Krabauters, und bringe sie in’s Bette; morgen früh sollen sie dran!“

Vergnügt, daß es ihr gelungen war, die Kinder zu retten, gab die gute Frau ihnen zu essen; aber die armen Kleinen konnten nichts genießen vor lauter Furcht.

Unterdeß hatte sich der Popanz wieder an den Tisch gesetzt, und da er sehr freudig war, so viel herrliche Leckerbissen im Hause zu haben, trank er heute Abend ein Gläschen zu viel, so daß er bald, ein Bißchen benebelt, das Bette suchen mußte.

Der Menschenfresser hatte aber sieben Töchter, die noch Kinder und sehr häßlich von Ansehn waren, obschon sie eine hübsche feine Haut hatten, welches daher kam, daß sie rohes Fleisch speisten, wie ihr Vater. Zwar waren sie noch nicht so bösartig, wie der alte Popanz, doch hatte man alle Hoffnung, daß sie es werden würden; denn schon jetzt bissen sie mit ihren scharfen Zähnen gern die Kinder, und saugten ihnen mit ihren großen Mäulern das Blut aus. Diese sieben Mädchen lagen alle zusammen in einem