Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 146.jpg

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verboten.“ – „Nun, wenn Ihr nicht wollt,“ sagte die Bäuerinn, „so kann ich Euch nicht zwingen. Meine Aepfel werde ich doch wohl noch los werden. Da, einen will ich Euch zur Probe schenken.“ – „Nein, ich darf nichts Geschenktes nehmen, die Zwerge wollen es nicht haben!“ antwortete Schneewittchen. Da sprach die Alte: „Ihr mögt Euch wohl fürchten – nun so will ich den Apfel entzwei schneiden; seht da, die eine Hälfte esse ich hier, kostet Ihr die andere,“ und damit reichte sie ihr die rothe Seite des Apfels hin. Da ließ sich Schneewittchen endlich bereden, nahm die Hälfte des Apfels durch das Fenster hin und biß hinein, doch kaum, daß sie einen Bissen in den Mund genommen hatte, so fiel sie todt zur Erde nieder.

Die Königinn aber freuete sich, ging nach Hause, und fragte den Spiegel:

Spiegel, Spiegel an der Wand,
Wer ist die Schönst’ im ganzen Land?

Da antwortete er:

Ihr seyd die Schönst’ im ganzen Land!

„Nun habe ich Ruhe,“ sprach sie, „da ich wieder die Schönste im Lande bin, und Schneewittchen wird dies Mal wohl todt bleiben.“

Als die Zwerge des Abends aus dem Bergwerke nach Hause kamen, da lag das liebe Schneewittchen auf dem Boden, und war todt. Sie löseten ihr Schnürband, sahen zu, ob sie nichts Giftiges in ihren Haaren fänden – Alles umsonst! sie war todt, und blieb todt. Darum legten sie dieselbe auf eine Bahre, und setzten sich alle sieben daran, und weinten drei Tage lang. Aber als sie nun die Leiche begraben wollten, da sahen sie, daß Schneewittchen noch gar nicht wie eine Todte aussah, sondern noch ganz frisch war, und die schön weißen und rothen Backen noch hatte. Deshalb ließen sie einen Sarg von Glas machen, zu welchem