Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 150.jpg

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Aber um Mitternacht wurde auch er müde, und schlief ein, und als er am Morgen erwachte, fehlte wieder ein Apfel. Da ward der König sehr zornig, und schickte des Gärtners zweiten Sohn nach dem Baume; aber dem ging’s nicht besser, wie seinem Vater und seinem älteren Bruder; auch er schlief ein, und am Morgen war wieder ein Apfel fort.

Nun mußte der jüngste Sohn wachen. Der hatte das vorausgesehen, und hatte schon vom Nachmittag bis zum Abend geschlafen, und ging dann hin unter den Baum, und weil er nicht müde war, schlief er auch nicht ein. Da sah er, als es schon Mitternacht geworden war, beim Mondschein einen Vogel durch die Luft daherrauschen, der schimmerte wie lauter Edelgestein. Als der Vogel nun eben einen Apfel abpicken wollte, nahm der jüngste Gärtnerssohn seine Armbrust, und schoß einen Bolzen auf den Vogel. Der Bolzen traf den Vogel nicht recht, sondern schoß ihm nur eine Feder aus, die nahm er auf, und überbrachte sie am Morgen dem König.

Der König aber war sehr erstaunt, als er von dem wunderschönen Vogel hörte, und betrachtete die Feder, und hielt sie gegen die Sonne, und fand bald, daß sie von großem Werthe seyn müsse. Je mehr er aber die Feder betrachtete, desto größer ward auch seine Begierde, den ganzen Vogel zu besitzen, und er sann hin und her, wie er ihn wohl erhalten könne. Niemand aber wußte, wo der Vogel zu finden sey.

Da erbot sich der älteste Sohn des Gärtners, den Goldvogel aufzusuchen, und begab sich auf den Weg. Er kam bis an einen Wald, und sah an dessen Rande einen Fuchs sitzen. „Dich will ich belauern!“ dachte er, nahm seine Armbrust, und legte den Bolzen darauf.

„Schieß nicht auf mich,“ sagte der Fuchs; „ich weiß, wohin du gedenkst, und will dir guten Rath geben, den goldenen