Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 186.jpg

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Pferde, mit einer prächtigen, goldgestickten Schabracke geschmückt, daher geritten kam. Sie redete Rosimond an, und fragte ihn, ob er nicht einen Hirsch und Hunde habe vorbeilaufen sehen. Er antwortete: „Nein!“ und sah dabei betrübt vor sich hin. „Du scheinst sehr bekümmert und niedergeschlagen zu seyn,“ sagte die schöne Reiterinn; „was fehlt dir?“ Nun erzählte ihr Rosimond, wie es ihm ergangen sey, und daß er nun nicht wisse, was aus ihm werden solle. „Gräme dich nicht,“ sprach darauf die Fremde, „ich will dir in deiner Noth hülfreich seyn. Sieh, da hast du einen Ring, der dich zum glücklichsten und mächtigsten Menschen auf Erden machen wird, wenn du ihn immer nur zum Guten, und niemals zum Bösen gebrauchst. Steck’ ihn an deinen Finger, und verwahre ihn ja sorgfältig. Sobald du den Demant einwärts kehrst, wirst du unsichtbar seyn; drehest du ihn aber auswärts, so wird man dich sehen. Wenn du ihn an deinen kleinen Finger steckst, so erscheinst du als der königliche Prinz mit einem großen Gefolge von Bedienten; steckst du ihn aber an den Goldfinger, so wirst du deine natürliche Gestalt wieder bekommen.“

Bei diesen Worten jagte die Reiterinn eiligst davon, und Rosimond merkte nun wohl, daß es eine Fee war. Voll Ungeduld, mit seinem wunderbaren Ringe eine Probe zu machen, ging er sogleich nach dem Hause seines Vaters. Als er hier ankam, drehete er den Stein einwärts, und sah und hörte Alles, was darin vorging, ohne daß man ihn gewahr wurde. Er hätte sich nun ohne alle Gefahr an seinem bösen Bruder rächen können; aber das that er nicht, denn dazu war er zu gut; er zeigte sich blos seiner Mutter, die sich herzlich freute, ihn wieder zu sehen, und noch froher ward, als sie hörte, daß sich eine wohlwollende Fee seiner so liebreich angenommen habe.

Hierauf steckte er den Ring an seinen kleinen Finger,