Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 188.jpg

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wilden Volke gefangen genommen worden. Darüber betrübte sich der König sehr, denn er glaubte, ihn niemals wieder zu sehen, und alle Unterthanen weinten mit ihm um seinen Verlust.

Rosimond steckte nun seinen Ring an den kleinen Finger, und begab sich in der Gestalt des Prinzen, den man für verloren hielt, an den Hof des Königs. Diese unerwartete Erscheinung des Prinzen setzte Alles in frohes Staunen. Er erzählte nun, wie einige Kaufleute an der Insel, wo er gefangen gehalten wurde, gelandet, ihn mit in ihr Schiff genommen, und glücklich zurückgebracht hätten; ohne ihren hülfreichen Beistand würde er aber gewiß umgekommen seyn. Der König konnte vor Freude, seinen geliebten Sohn wieder zu haben, kein Wort sprechen, und die Königinn umarmte ihn, und weinte vor Rührung. Durch das ganze Reich wurden wegen der Rückkehr des Prinzen große Freudenfeste und Lustbarkeiten angestellt.

Als die Festlichkeiten zu Ende waren, sagte Rosimond, der immer für den wirklichen Prinzen gehalten wurde, zu seinem Bruder Bramint, den er mit an den Hof genommen hatte: „Bramint, du weißt, daß ich dich aus deinem Dorfe hieher gebracht habe, um dein Glück zu machen; aber ich weiß, daß du ein böser Lügner bist, und daß du durch deine Betrügereien deinen Bruder Rosimond unglücklich gemacht hast. Dein Bruder ist jetzt hier versteckt; du sollst mit ihm reden, und er soll dir deine Betrügerei vorhalten.“

Bramint warf sich ihm zitternd zu Füßen, und gestand sein Vergehen. „Gut,“ sagte Prinz Rosimond, „du sollst mit deinem Bruder sprechen, und ihn um Vergebung bitten. Er wird sehr großmüthig seyn, wenn er dir verzeiht, denn du verdienst es nicht. Er ist in meinem Kabinett, wo ich ihn dir gleich zeigen will; ich selbst aber werde