Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 190.jpg

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zu vereiteln, und den Krieg zu seinem Vortheil zu führen. Er selbst stellte sich an die Spitze der Armee, und kommandirte sie so geschickt, daß er den Feind in einem Haupttreffen völlig vernichtete, und bald darauf einen ehrenvollen Frieden schloß.

Diese rühmliche That machte den König überaus glücklich, und er beschloß, Rosimond, den er noch immer für seinen rechten Sohn hielt, mit einer Prinzessinn zu verheirathen, welche die Erbinn eines benachbarten Königreichs war, und an Schönheit und Liebenswürdigkeit ihres Gleichen nicht hatte.

Rosimond war in Verlegenheit, was er hierbei thun sollte, denn er wollte nicht unrecht handeln. Zu seinem Glücke aber erschien ihm die Fee, als er eben auf der Jagd war, in dem Walde, wo er sie das erste Mal gesehen hatte. Er erzählte ihr sogleich das Vorhaben des Königs, und bat sich ihren Rath aus. „Hüte dich, Rosimond,“ sagte sie, „dich mit einer Prinzessinn zu vermählen, als ob du der wahre Prinz wärest. Man muß keinen Menschen betrügen, und es ist billig, daß der Prinz, für welchen man dich hält, wiederkomme, und seinem Vater in der Regierung folge. Geh’ also, und hol’ ihn zurück; die Winde, die ich abschicken werde, sollen dein Schiff nach der Insel führen, wo er sich aufhält. Eile, deinem Herrn diesen Dienst zu thun, und vergiß nicht, als ein ehrlicher Mann, in deinen natürlichen Stand wieder zurückzukehren.“

Rosimond befolgte gern einen so weisen Rath. Er bat sich von dem Könige die Erlaubniß aus, eine Reise, zur Vermehrung seiner Kenntnisse, machen zu dürfen, und begab sich dann zu Schiffe. Die Winde führten ihn bald nach der Insel, wo der wahre Sohn des Königs sich aufhielt, und das Vieh hüten mußte. Rosimond machte sich unsichtbar, und nahm ihn aus der Weide von seiner Heerde