Seite:Maehrchenkranz fuer Kinder 203.jpg

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ihres Vaters, wo man eben mit der Feier der Hochzeit beschäftigt war.

Als sie in den Saal trat, wo die Hochzeitgäste versammelt waren, richteten Alle ihre Augen auf sie: denn sie war sehr schön, und ihre Kleider glänzten von Gold und Silber und den köstlichsten Diamanten. Ganz besonders betrachtete sie der König, und sie befürchtete schon, von ihm erkannt zu werden; aber er war von ihrem Tode so fest überzeugt, daß es ihm gar nicht einfiel, daß seine Tochter Hulda es seyn könnte.

Um sich indessen nicht allzu lange aufzuhalten, und dann vielleicht doch wohl erkannt zu werden, eilte sie bei Zeiten unbemerkt hinweg, und ließ ein Kästchen von Korallen und Smaragden zurück, auf welchem mit Diamanten geschrieben stand: „Schmuck für die Braut.„ Man öffnete es sogleich, und fand es mit allen nur möglichen Kostbarkeiten angefüllt. Nun war man noch neugieriger geworden, zu wissen, wer die Fremde gewesen seyn möchte, und der König befahl, wenn sie wieder käme, alle Thüren zu verschließen, und sie da zu behalten.

So kurz auch Hulda’s Abwesenheit gedauert hatte, so kam sie doch dem Widder und seiner zärtlichen Ungeduld sehr lange vor. Er erwartete sie schon am Ufer einer Quelle im Dickicht des Waldes, und kaum erblickte er sie, als er ihr mit sichtbarer Freude entgegen lief, und ihr seine Unruhe und Ungeduld erzählte. Sie war ebenfalls sehr freundlich gegen ihn, und dankte ihm für das Vergnügen, welches sie durch seine Güte genossen habe.

Einige Zeit darauf verheirathete der König seine zweite Tochter. Schwester Hulda erfuhr es, und bat den Widder um die Erlaubniß, auch diesem Feste beiwohnen zu dürfen. Diese Bitte machte ihn sehr niedergeschlagen, doch war er zu gefällig gegen die Prinzessinn, als daß er sie ihr hätte