Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 019.jpg

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ließ er alle Thüren des Schloßes bis auf eine verschließen, an dieser einen aber die Schwelle mit Pech bestreichen. Nun gab er beständig Achtung auf Aschengrittel und gedachte sie nach Haus zu begleiten, und sah auch richtig, wie sie eben sich fortschleichen wollte. Da gieng er ihr nach; allein Aschengrittel hatte ihn auch gesehen und lief, was sie nur konnte, zu der Thür hinaus, und ließ lieber ihren einen goldenen Schuh, der an dem Pech stecken blieb, im Stich, als daß sie den König mit nach Haus genommen hätte.

Der junge König aber war doch froh, daß er wenigstens Etwas von dem lieben Mädchen bekommen hatte; und außerdem war der goldne Schuh so schön, so fein und zierlich, wie er noch nie einen gesehen hatte. Deshalb ließ er gleich am folgenden Tage bekannt machen: daß das Fräulein, welchem dieser Schuh passe, seine Gemahlin werden solle, und gieng selbst damit von Haus zu Haus, damit alle jungen Mädchen ihn anprobiren möchten.

Da kam er auch in das Haus, wo Aschengrittel wohnte, und die Stiefmutter führte sogleich ihre beiden Töchter in die Kammer, um den Schuh anzuprobiren, und beredete die eine, als sie nicht hineinkommen konnte, sich die große Zehe abzuschneiden, was sie auch that; allein es war umsonst. Die andere Schwester schnitt sich ein Stück von der Ferse ab; aber es half ihr auch nichts. – Den König aber hat es angeschauert, wie er in dem Schuh noch Blutflecken erblickte, und er sprach:

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_019.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)