Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 032.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eine Weile da bleiben und sich vergnügen möchte. Dann führte er ihn auf seine Kegelbahn, die war ebenso lang wie die seines Bruders, und die Kugel kam auch nach jedem Wurfe von selbst wieder zurück, dazu brauchte sie aber immer zwei volle Stunden.

Nachdem der König acht Tage lang bei seinem Schwager, dem Donner, sich aufgehalten hatte, zog er abermals weiter, um seine dritte Schwester zu suchen, und traf schon nach einigen Tagen in demselben Walde ein drittes Schloß, daraus rief ihm von ferne eine Stimme entgegen: „O Bruder! zu einer unglücklichen Stunde bist Du ausgezogen und hieher gekommen. Rette Dich, so gut Du kannst! Dieß Schloß gehört meinem Mann, der heißt Wetter, wenn der Dich hier fände, so würde er Dich umbringen.“ Der König aber beruhigte seine Schwester und blieb getrost bei ihr, bis ihr Gemahl kam; der freute sich ebenfalls über den Besuch des Königs, und suchte ihm den Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen, und weil er selbst die Jagd über Alles liebte, so lud er den König ein, daß er ihn begleiten und ihm jagen helfen möge. Das that denn der König auch gern.

Als sie nun eines Tages im Walde jagten, erblickte der König plötzlich einen Hirsch, der war so wunderschön, wie er noch nie einen gesehen zu haben meinte; deshalb gab er sich alle Mühe, ihn zu erlegen. Allein der Hirsch schien ihn ordentlich zu necken. Er ließ den König immer ganz nah herankommen, und wenn dieser dann seinen Pfeil abschoß, so sah er alsbald in der Ferne den Hirsch ganz munter weiter spazieren, und das gieng mehre Stunden lang

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_032.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)