Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 066.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Morgen um zehn Uhr mit seinen Leuten kommen hieß. Die Königstochter stand auf dem Altan, und wie sie von da herab den seltsamen Transport vor’s Schloß kommen sah, die drei nackten Jungfern, die Maurer mit ihren Kellen, den Pfaffen mit der großen Mütze und die fünfunddreißig Bäckerknechte mit ihren Schaufeln, da konnte sie sich nicht mehr halten und mußte überlaut auflachen. Und also gewann der Sattler die Königstochter zur Gemahlin, und erbte nach dem Tode des Königs das Reich.


18. Der Büttel im Himmel.

Ein ganzer Gemeinderath war nach und nach mit Tode abgegangen und in den Himmel gelaßen worden; zuletzt kam auch der Büttel noch an und wollte hinein. Allein Petrus wies ihn ab und sagte: „Das wird mir zu viel! da sitzt schon der ganze Gemeinderath drin; für Dich ist kein Platz mehr!“ Sprach der Büttel: „darf ich hinein, wenn ich den Gemeinderath herausschaffe?“ „Ja, das darfst Du,“ sagte Petrus, „wenn Du es kannst.“ „O, so öffne mir nur ein klein wenig die Thür!“ bat der Büttel, worauf Petrus die Himmelsthür so weit aufmachte, daß der Büttel nur grad mit Einem Auge hindurchsehen und mit Einem Finger einen Wink geben konnte, wobei er rief: „pst! pst!

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_066.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)