Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 075.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wird alles verputzt und wenig verdient haben.“ – Wie aber die Mutter hereintrat, erkannte sie ihren Hans sogleich wieder, und nun waren alle vergnügt mit einander. Auch der Pfarrer wurde gerufen, und dem mußte Hans viel von seiner Reise erzählen. Zuletzt erinnerte der Pfarrer ihn noch, daß er jetzt auch wieder beichten müße.

Als Hans am nächsten Sonntag zum Pfarrer gieng, um zu beichten, fragte ihn dieser: „Nun Hans, sag mir einmal aufrichtig: hast Du alles gehalten, was ich Dir auferlegt habe? Hast Du in diesen sieben Jahren keinen Wein getrunken?“ „Nein,“ sagte Hans, „keinen Tropfen Wein, sondern immer nur Champagner.“ „Ei, um Gottes willen,“ rief der Pfarrer, „das ist ja noch schlimmer! das ist ja der vornehmste Wein! – Aber Fleisch wirst Du doch nicht gegeßen haben?“ fragte er weiter. „Nein,“ sagte Hans, „kein Bröckele Fleisch, sondern immer nur Braten.“ – „Ei, das ist ja das vornehmste Fleisch!“ sprach der Pfarrer. – „Aber in Federn hast Du doch nicht geschlafen?“ „Nein,“ sagte Hans, „in keinen Federn, sondern immer nur in Flaumen.“ „Ei, das sind ja die vornehmsten Federn! – Aber bei keinem Mädchen wirst Du hoffentlich geschlafen haben?“ „Nein,“ sagte Hans, „ich habe niemals bei einem Mädchen, sondern immer nur bei einer Klosterfrau geschlafen.“ „Um Gottes willen,“ rief der Pfarrer, „das ist ja das Allerschlimmste! die Klosterfrau ist ja unsers Heilands Schwester!“ „Ei, so ist der Heiland ja mein Schwager,“ sagte Hans, „der wird mir schon weiter helfen.“

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_075.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)