Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 080.jpg

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23. Der arme Fischer.

Es waren einmal zwei Brüder, davon war der eine ein Geistlicher, der andre ein Fischer; dieser aber wußte nichts von jenem. Da begab es sich eines Abends, daß ein vornehmer Herr zu dem Fischer kam und ihn um ein Nachtlager bat. Der Fischer entschuldigte sich, daß er ihm nichts zu eßen und zu trinken reichen könne; allein der andere bat bloß um Dach und Fach, was ihm der Fischer auch gern gewährte, worauf sie sich noch lange mit einander unterhielten.

Am folgenden Morgen, als der Fremde abreisen wollte, sagte er zu dem Fischer: „wenn Ihr mich begleiten mögt, so will ich Euch glücklich machen und Euch ein Waßer zeigen, wo Ihr einen guten Fang thun und Euer Brod leicht verdienen könnt.“ Ja, dazu war der Fischer gleich bereit und gieng mit, bis daß sie an einen See kamen. Da sprach der Fremde: „so, hier mußt Du fischen; und jetzt behüt Dich Gott, Bruder!“ „Wie nennst Du mich Bruder?“ sprach der Fischer verwundert. Der andre aber sagte: „ich kann mich nicht länger aufhalten, leb wohl!“ und damit gieng er weiter. –

Nun warf der Fischer sein Netz in den See und fieng eine große Menge Fische von allerlei Art, so daß er sie kaum mit fortbringen und aufbewahren konnte. Dann gieng er ganz vergnügt zu einem Edelmann und der kaufte ihm alle ab und gab ihm ein gutes Geld dafür. Als aber die Köchin die Fische zurechtmachen und braten wollte, da kam

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_080.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)