Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 083.jpg

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Darauf rief der alte Mann den Fischer zu sich her und erzählte ihm, wie es ihm mit seiner Frau gegangen, und daß sie’s ihm beständig so mache. Wenn sie aber von ihm fortgehe, so gehe sie immer in das oberste Zimmer; dort habe sie einen Mohren, der liege im Bett, und den frage sie, so oft sie zu ihm komme, immer dreimal: „Willst Du getreu sein an mir oder nicht?“ Allein sie bekomme nie eine Antwort von ihm. Dann sagte der alte Mann weiter: „Du könntest mich erlösen. Du mußt aber zuerst den Mohren nehmen und in den Abtritt werfen, dann Dir das Gesicht schwarz machen und Dich an seiner Statt in’s Bett legen, und wenn alsdann mein Weib zu Dir kommt und Dich fragt: „Willst Du getreu sein an mir oder nicht?“ so mußt Du ihr auf die dritte Frage erwidern: „ja, wenn Du mir versprichst, daß Alles wieder sein soll wie vorher.“ Dann wird sie zu Dir sagen: „so nimm diese silberne Klinge und schneide mir den Kopf ab, und besprenge mit meinem Blut die Wände, dann wird Alles wieder sein wie vorher.“ Und das mußt Du dann auch thun.“

Da stieg der Fischer in das oberste Zimmer des Schloßes, nahm den Mohren und warf ihn den Abtritt hinunter, schwärzte sich dann das Gesicht und legte sich in das Bett. Als hierauf die Frau kam und ihn fragte: „willst Du getreu sein an mir oder nicht?“ so sagte er zu ihr, als sie ihn zum dritten Male gefragt hatte: „ja, wenn Du mir versprichst, daß Alles wieder sein soll wie vorher.“ Darauf bot sie ihm die silberne Klinge und forderte ihn auf, ihr das Haupt abzuschneiden und mit dem Blut die Wände

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_083.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)