Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 088.jpg

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Kohlenbrenner im Walde traf, redete er ihn mit rauher Stimme an und fragte ihn, was er da mache? also, daß der arme Bursch schier an zu weinen fieng und dem Prinzen sein Unglück klagte. Der aber hatte Mitleid mit ihm und gab mit dem Jagdhorn ein Zeichen, daß die Dienerschaft herbeikommen sollte, was auch alsbald geschah, worauf der Prinz befahl, den Burschen mit heimzunehmen, ihn zu waschen, zu kleiden und zu beköstigen. Am folgenden Morgen mußte er dann selbst vor dem Prinzen erscheinen und der sah nun, daß es ein gar flinker und feiner Bursch war, und fragte ihn, ob er nicht Stallknecht bei ihm werden möchte. Ja, das wollte er sehr gern und trat sogleich in die Dienste des Prinzen. Von jetzt an hielt er sich aber so gut und war so fleißig und ordentlich, daß der Prinz seine wahre Freude an ihm hatte und ihn bald zu seinem Kammerdiener machte und sich gern mit ihm unterhielt.

In jener Zeit aber mußte sich der Prinz über seine Schwester gar zu sehr ärgern und konnte nicht mehr mit ihr auskommen; denn das junge blondköpfige Ding war zwar sehr schön, aber auch so blitznaseweis, daß ihr kein Mann gut genug war. Da kam ein Prinz nach dem andern und wollte sie heirathen; allein an dem einen wußte sie dieß, an dem andern das auszusetzen, und wies sie alle mit einander ab. Da dachte endlich ihr Bruder: „wart nur, du dummes Ding du, ich will dich schon dran kriegen! Sind dir die Prinzen zu schlecht, so ist dir mein Kammerdiener wohl recht!“ und ließ den hübschen Burschen kommen und sagte ihm, was er mit ihm vorhabe, daß er ihn nämlich mit seiner Schwester

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_088.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)