Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 097.jpg

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Lüfte anguckte, da sah er eines Tags auf einem Hügel drei schneeweiße Jungfrauen; wagte aber nicht zu ihnen hinzugehen, so gern er sich auch mit ihnen unterhalten hätte. –

Am folgenden Tage, als er seine Schafe in dasselbe Thal trieb, waren auch die drei Jungfrauen wieder da, und erschienen seit der Zeit nun immer, so oft nur der Himmel schönes Wetter gab. Da konnte es der Schäfer endlich nicht mehr aushalten, nur aus der Ferne die weißen Frauen anzublicken, sondern nahm sich ein Herz und trieb seine Schafe ganz dicht an dem Garten hin, in welchem sie sich aufhielten. Da winkten sie ihm. Darauf trat er frisch zu ihnen in den Garten und fand so großes Wohlgefallen an ihren Gesprächen, daß er sie von da an jedesmal besuchte, wenn er mit seiner Heerde in das Thal kam und sie sich sehen ließen.

Da sagten ihm die Jungfrauen eines Tages, daß sie verbannte Geister seien und daß er sie erlösen könne. Das versprach ihnen der Schäfer denn auch herzlich gern, wenn sie ihm nur anzeigen wollten, wie er es zu machen habe. Da sagten sie: er müße von dem Holderbusche im Garten vor Sonnenaufgang drei Stöcklein schneiden und mit jedem derselben an drei Freitagen vor Sonnenaufgang einen bestimmten Platz im Garten, den sie ihm zeigten, schlagen. Das erste Mal werde dann eine Schlange auf ihn zufahren; das zweite Mal eine „Krott“ (Kröte), das dritte Mal ein Skorpion. Er dürfe sich aber vor diesen Thieren nicht fürchten; denn sie würden ihm nichts zu Leide thun, sondern sprängen vor lauter Freude an ihm hinauf. Dabei sei es aber nöthig, daß er während des Abschneidens der drei

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)