Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 133.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

waren, legte er die Leiche an ihren Platz und er selbst schlief dann in dem Bett bis zum Morgen. – Da staunten die Riesen noch weit mehr, als das Schneiderlein abermals lebendig hervortrat und sie fragten es sogleich, wie es geschlafen habe? „Recht gut, sagte es; aber ich glaube, es haben mich Wanzen gebißen.“

In der dritten Nacht, dachte das Schneiderlein, werden wahrscheinlich alle drei mit einander über mich herfallen, und dann will ich mich wehren. Das Schneiderlein versah sich deshalb in der dritten Nacht mit einem Beil und legte sich weder in, noch unter das Bett, sondern stellte sich hinter die Thür in die Ecke. Und richtig, als es zwölf schlug, machten alle drei Riesen mit eisernen Stangen sich auf, um das Schneiderlein todt zu schlagen. Aber das stand hinter der Thür und passte wohl auf, und wie der erste Riese hereintrat, bekam er mit dem Beile einen scharfen Hieb in den Rücken, daß er todt hinfiel; ebenso der zweite; und als das der dritte sah, fürchtete er sich vor dem Schneiderlein und floh und lief bis zur Treppe. Aber das Schneiderlein hüpfte schnell hinter ihm her und gab ihm einen „Schuck“ (Schupps), daß er die Treppe hinabstürzte und den Hals brach.

So waren alle drei Riesen todt, und nun begab sich das Schneiderlein zu dem Grafen und bat um die Tochter, die er ihm versprochen hatte. Die Tochter aber mochte das kleine Männlein nicht, und Einige erzählen, das Schneiderlein habe erst noch allerlei tapfere Thaten ausführen müßen, ehe der Graf ihm seine Tochter und seine halbe Herrschaft

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_133.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)