Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 144.jpg

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der Zeit war Karl an’s Land gestiegen und hatte sich in ein Wirthshaus begeben, das dicht am Ufer lag, und sah hier dem Spiel der Wellen zu, wie sie sich hin und hertrieben und eine die andere verdrängte, und konnte sich nicht satt daran sehen. – Endlich war das Schiff wieder vollständig ausgerüstet, der Wind war günstig, man lichtete die Anker, zog die Segel auf und nun gieng’s lustig fort in das weite wogende Meer hinein.

Ohne einen Unfall kam Karl sodann an der Küste von Italien an, landete in der Hauptstadt des Königreichs und miethete sich eine Wohnung in einem schönen Gasthofe, der mitten in der Stadt lag. Von seinem Fenster aus konnte er hier in vier lange Straßen hineinsehen.

Da hörte er eines Tags einen gewaltigen Lärm und ein Geschrei auf der Straße, daß er schnell an’s Fenster sprang und hinaussah. Da waren unten eine Menge Männer und Weiber und Kinder versammelt und sahen zu, wie eine zusammengerollte Kuhhaut durch die Straßen geschleift wurde. „Was soll das bedeuten?“ fragte Karl den Wirth. „Das ist ein Kaufmann, sagte dieser, der hat Bankerott gemacht, und ein solcher wird nach dem Gesetze aufgehängt und seine Leiche dann in eine Kuhhaut genäht und in der ganzen Stadt herumgeschleift, dann auf das Feld geworfen und den Vögeln zum Fraße Preis gegeben.“

Da bedauerte Karl den armen Mann und fragte den Wirth, ob denn Niemand die Leiche beerdigen dürfe? „O ja, sagte der Wirth, wer den dritten Theil der ganzen Schuld bezahlen will, der darf es thun.“ Darauf erkundigte sich

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_144.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)