Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 148.jpg

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werden möchte. Ja, dazu hatte Karl wohl Lust, verkaufte sein Haus, nahm Abschied von Vater und Mutter und segelte mit seiner Frau und ihrer Schwester vergnügt wieder in’s Meer hinaus, um König von Italien zu werden.

Unterwegs wollten sie an derselben Küste, wo Karl die beiden Prinzessinnen den Seeräubern abgekauft hatte, landen, und sprachen eben mit einander von jener Zeit, als sie von der andern Seite her zwei große Schiffe an’s Land fahren sahen. „Ach, das sind ja italienische Schiffe!“ rief die jüngste Schwester. „Und ich glaube, sagte die andere, ich sehe italienische Soldaten darauf.“ Deshalb warteten sie, bis die Leute ausstiegen. Aber wie erschrack die junge Frau, als unter den Soldaten, die aus dem Schiffe kamen, plötzlich ein italienischer Prinz erschien und vor ihr stand; sie kannte den Prinzen recht gut; denn es war eben der, der schon lange gewünscht hatte, sie zu heirathen. Seit sie aber von den Seeräubern entführt war, hatte er sich mit zwei Schiffen auf’s Meer begeben und kreuzte hin und her, um sie aufzusuchen und wollte nicht von ihr ablaßen, weil er sie so sehr lieb hatte.

Als er nun seine Geliebte wieder vor sich sah und den Mann an ihrer Seite, sprach er ganz heftig: „wer ist der Mensch da?“ Denn er hielt ihn für den Räuber. „Der ist mein Gemahl!“ sagte sie. „So? der ist dein Gemahl?“ rief der Prinz ganz wüthend, und gab sogleich Befehl, daß die Soldaten den Mann todtschießen sollten. Da fielen ihm aber die beiden Schwestern zu Füßen und baten ihn so dringend, ihren Freund doch nicht zu erschießen, daß der Prinz für den Augenblick nachgab. Alsbald aber ließ er

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_148.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)