Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 164.jpg

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helles blankes Gold verwandelt waren; das wagte er jedoch nicht anzurühren, sondern ließ es bis zum folgenden Tage in den Häfen stehen; als es aber auch da noch ebenso drin lag, glaubte er es nehmen zu dürfen und brachte es der Magd, die nun mit einem Male unermeßlich reich geworden war. Und weil sie schon lange den Sohn ihres Hausherrn ganz still lieb gehabt hatte und er sie, so hat der Vater jetzt nichts mehr dagegen gehabt, daß die beiden sich geheirathet haben.


47. Wie ein Schneider von Einer Elle Tuch fünf Viertel gestohlen hat.

Diese Geschichte scheint zwar lügenhaft und ganz unglaublich, ist aber doch wahr. – Da ist einmal frühmorgens ein Schneider zum Ausnähen in ein Haus gekommen, und als er in’s Zimmer getreten und noch Niemand da gewesen ist, hat er die Elle Tuch, welche die Hausfrau ihm zurecht gelegt hatte, genommen und in seinen Sack gesteckt und nach Haus gebracht; dann ist er wieder gekommen und hat die Frau gefragt: „was soll ich nähen?“ Hat die Frau ihm geantwortet: „ich hab’s schon hergerichtet!“ und sucht und sucht und sieht am Ende, daß kein Tuch mehr da ist. „Ach Du lieber Gott!“ hat sie da ausgerufen, „das Tuch ist fort! ach saget doch, saget doch nur meinem Hansen

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_164.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)