Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 170.jpg

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vor Freude hüpfte, so sagte sie doch Niemand, was sie wußte und wer sie war.

So kam denn der Tag, wo der große Hochzeitsball gefeiert werden solle. Da fiel es aber der jungen Gräfin mit Schrecken ein, daß sie nur noch einen einzigen Wunsch übrig habe und daß die Waßerfrau sie so dringend ermahnt hatte, doch ja noch Einen Wunsch für einen Nothfall aufzusparen. Deshalb glaubte sie, sie dürfe dießmal nicht auf den Ball gehen. Sie wäre zwar gar zu gern wieder hingegangen; aber sie blieb dießmal doch zu Haus. – Darüber war nun der Bräutigam ganz unglücklich, und weil er von seiner Braut gar nichts mehr hörte und sah, so wurde er krank aus Kummer. Kein Arzt konnte da helfen. Er dachte immer nur an seine Braut und hätte vor Heimweh und Sehnsucht sterben mögen. Als dieß die junge Gräfin von der Köchin, der sie immer helfen mußte, erfuhr, so that es ihr herzlich leid und sie machte sich stille Vorwürfe darüber, daß sie den dritten und letzten Wunsch noch zurückbehalten und nicht, ihrem Herrn zu lieb, auf den Ball gegangen war. Vielleicht, meinte sie, sei er dann wohl nicht krank geworden. Jetzt aber dachte sie Tag und Nacht daran, wie sie ihm helfen und sich ihm zu erkennen geben könnte.

Da verordnete eines Tags der Arzt dem Kranken eine Suppe und das Küchenmädchen bat die Köchin, daß sie ihr doch erlaube, diese Suppe zu kochen. Die Köchin wollte das durchaus nicht zugeben. Weil das Küchenmädchen aber so dringend und um Gottes willen bat, so ließ sie es endlich geschehen. Und nun bereitete sie die Suppe, so gut sie es

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_170.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)