Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 178.jpg

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müße, und war deshalb nicht minder lieb und freundlich gegen seine Frau, als früher. – Als sie aber zum dritten Male in seiner Abwesenheit ein Söhnlein kriegte und die falsche Hebamme ihm schrieb, seine Frau habe ihm nochmals einen Hund geboren, da schrieb er wieder zurück, man solle den Hund sogleich ersäufen; aber nun war es ihm auch mit der Frau zu arg, und je mehr er darüber hin und her dachte, um so gewißer wurde es ihm, daß sie eine gottlose Hexe sein müße, weil der Himmel sie so sichtbar strafe. – Da gieng er heim und ließ auf der Stelle einen Scheiterhaufen errichten und die Frau darauf binden, um sie lebendig zu verbrennen. „Ach Gott im Himmel, wie wird mir’s gehen?“ dachte still die arme Frau bei sich, und durfte doch kein Wörtchen reden.

Wie nun aber der Holzhaufen angezündet wurde und der Rauch schon dick aufstieg und die Frau einhüllte, da waren gerade die sieben Jahre bis auf Stunde und Minute herum, und im Augenblick kamen drei glänzend weiße Reiter auf schneeweißen Pferden dahergesprengt, und Jeder hatte ein hübsches Knäblein im Arm und rief, was er konnte: „halt! halt! nehmt die Frau herunter!“

Das waren die erlösten Brüder; die brachten die drei Söhne ihrer Schwester mit und erzählten, wie und wo sie dieselben gerettet hatten, und sprachen: „o liebe Schwester, jetzt sind wir wieder Menschen, jetzt rede!“ Da erzählte sie ihrem Mann, weshalb sie so lange habe schweigen müßen; und als sie nun so ihre Kinder wieder bekommen hatte und ihre Unschuld an den Tag gebracht war, da

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_178.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)