Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 184.jpg

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war ein hübsches Mädchen; sie sagten aber vorher dem Hans, er solle ihnen hier nur keine Schande machen und nicht so viel eßen wie zu Haus; deshalb wollten sie ihm ein Zeichen geben und unter den Tisch klopfen, wenn er genug habe und aufhören müße. Ja, der Hans wollte wohl Acht geben und sich genau danach richten.

Da trug sich’s zu, als sie in dem Wirthshause bei Tisch saßen und dem Hans die Linsensuppe gar zu gut schmeckte, daß der Hund unter dem Tische mit seinem Schwanze unter die Tischdecke schlug, also, daß der Hans meinte, seine Brüder gäben ihm das verabredete Zeichen und alsbald seinen Löffel niederlegte und nicht mehr eßen wollte, so sehr ihn auch die Wirthin und ihre Tochter dazu nöthigten. Auch die Brüder forderten ihn auf, er solle nur noch mehr eßen; allein Hans meinte, sie sagten das nur so, damit die Wirthin nichts von dem gegebenen Zeichen merken sollte. Er hatte aber in der That erst sehr wenig gegeßen. Deshalb sagte er zu seinen Brüdern, als sie zu Bett gehen wollten: „ich halt’s nicht aus, ich muß noch etwas zu eßen haben!“ Da verspotteten sie ihn noch, daß er durch den Hund sich hatte täuschen laßen, sagten aber, wenn er’s gar nicht aushalten könne, so solle er nur in die Küche gehen, dort stehe noch eine ganze Schüßel voll Linsen. Da machte Hans sich auf den Weg und fand auch richtig in der Küche die Linsenschüßel und aß sie rein aus mit seiner Hand, kam dann zu den Brüdern zurück und wollte am Betttuch sich abtrocknen; die Brüder aber schickten ihn fort an den Brunnen, dort solle er sich erst waschen. Hans gieng hin und fand am

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_184.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)