Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 199.jpg

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Höhle, die in der Nähe war, fünf und zwanzig Kapuzinerkutten und zog die den Husaren an und fuhr sie dann in der Nacht bis dicht vor die Schloßwache des Kaisers. Als der am andern Morgen die Kapuziner auf der Wache sah und die ganze Geschichte erfuhr, fragte er den Räuberhauptmann, wer ihm wohl den Streich gespielt habe? Sprach der: „das hat gewiß Niemand anders als mein Martin gethan, das ist ein Blitzkerl.“

Dann fragte der Kaiser den Hauptmann weiter: wie man den klugen Martin wohl fangen könne? Da sagte er: der Kaiser möge einmal einen öffentlichen Ball ausschreiben und den Fußboden des Tanzsaals mit Goldstücken belegen laßen; da werde der Martin gewiß nicht fehlen, und wenn er das Gold sehe, so könne er’s nicht liegen laßen und werde sich bücken und es aufheben; daran werde man ihn dann leicht erkennen und ihn festnehmen können. Der Rath gefiel dem Kaiser und er ließ sogleich den Ball ausschreiben und machte Alles so, wie der Räuberhauptmann es ihm gerathen hatte. Der kluge Martin aber hörte auch von dem Balle und gedachte hinzugehn, und begab sich auch wirklich mit einem Bedienten in den Tanzsaal des Kaisers. Wie er da nun die Goldstücke am Boden liegen sah, meinte er: die lägen in meiner Tasche viel beßer. Und wie der nächste Tanz aus war, gieng er hinaus zu seinem Bedienten, und der mußte ihm Pech holen, das machte er warm und klebte es unter seine Schuhsohlen und gieng wieder in den Saal und tanzte, daß es eine Art hatte. So oft aber ein Tanz zu Ende war, gieng er aus dem Saal und ließ von seinem

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_199.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)