Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 200.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Diener die Goldstücke abnehmen, die an dem Pech hängen geblieben waren, und so trug er manches Stück hinaus, ohne sich zu verrathen und ohne gefangen zu werden.

Als dem Kaiser dieß mißlungen war und er den Hauptmann um einen andern Vorschlag angieng, wie er den klugen Martin fangen könnte, so sagte der Hauptmann: der Kaiser möge ein Turnier ausschreiben und einen recht hohen Preis für den Sieger bestimmen; da werde der kluge Martin ganz gewiß den Preis gewinnen und der Kaiser könne ihn dann nur gefangen nehmen laßen.

Nun ließ der Kaiser ein Turnier ausschreiben und ließ bekannt machen, daß er dem Sieger seine einzige Tochter zur Gemahlin geben wolle. Da kamen nun viele Fürsten und Grafen und Ritter zusammen und turnierten und gar Mancher hätte die schöne Kaiserstochter gern gewonnen; aber was meinst Du, wer wohl der Sieger wurde? Der alte Räuberhauptmann hatte Recht; der kluge Martin besiegte alle Fürsten und Grafen und Ritter und wurde darauf mit der Kaiserstochter verlobt. Der Kaiser aber und seine Räthe merkten bald, daß es der kluge Martin wirklich war, der den Preis gewonnen hatte. Da wurde er auf Befehl des Kaisers festgesetzt und sollte hingerichtet werden. Allein der Tochter des Kaisers hatte er so gut gefallen, daß sie ihrem Vater erklärte: „den will ich heirathen und keinen andern!“ Da mußte der Kaiser wohl nachgeben und der kluge Martin bekam seine Tochter und ist zuletzt auch noch Kaiser geworden.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_200.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)