Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 205.jpg

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und wollte ihn todt schießen; der Bär aber rief: „tödte mich nicht, es wird dein Glück sein!“ Da ließ er ihn leben, und dann kam der Bär ganz freundlich heran und war zahm und begleitete ihn durch den Wald. – Als er eine Strecke weiter gegangen war, kam plötzlich ein großer Wolf dahergesprungen, so daß er erschrack und gleich seine Flinte anlegte und ihm eine Kugel auf den Pelz schicken wollte. Der Wolf aber rief schnell: „tödte mich nicht, es wird dein Glück sein!“ Da ließ er ihn auch leben und nun zog der Wolf mit dem Bären hinter ihm her. – Als er abermals eine Strecke weiter gegangen war, spazirte ein Löwe daher; den wollte er auch erst todt schießen; weil aber der Löwe sagte: „tödte mich nicht, es wird dein Glück sein!“ so schenkte er ihm gern das Leben, und nun zog auch der Löwe mit dem Wolfe und dem Bären hinter ihm her und alle drei Thiere wichen nicht mehr von ihm.

Nachdem der Prinz nun eine lange Zeit mit seinen Begleitern immer grad aus durch den Wald fortgewandert war, ohne einen Menschen zu begegnen, kam er endlich an eine Stadt, in die gieng er vergnügt mit seinen Thieren hinein. Die Stadt aber hatte ein gar sonderbares Aussehen; alle Häuser waren mit schwarzem Flor behangen und die Menschen waren alle so still und so traurig, daß der Prinz nur alsbald fragen mußte, was denn der Stadt fehle, daß sie eine solche Trauer anstelle? Da erzählten ihm die Leute: „Auf dem Berge dort, wo die Kapelle steht, da hauset ein Drache, der hat sieben Köpfe, und dem muß man alle Tage einen Menschen und ein Schaaf zum Eßen bringen, sonst ist

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_205.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)