Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 213.jpg

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61. Das Nebelmännle.

Auf der alten Burg Bodmann, die in der Nähe des Ueberlinger See’s liegt, wohnte einst ein Herr v. Bodmann, der wollte eine große Reise machen bis an’s Ende der Welt, und nahm einen Wagen, einen Kutscher und einen Diener mit, und verabschiedete sich von seiner Frau, indem er sprach: „wenn ich von heut an in sieben Jahren nicht wieder hier bin, so darfst Du auf mich nimmer warten und kannst einen andern heirathen.“ Darauf reiste er fort und kam durch viele Städte und Länder und zuletzt in eine große Wüste, in der gieng er weit weit fort, ohne daß er irgend einen Menschen zu sehen bekam. Endlich gelangte er an einen Platz, der war mit einer hohen Mauer umgeben, und weil er gern gewußt hätte, was dahinter war, so half er seinem Bedienten hinauf. Wie der aber droben war und hinter die Mauer sehen konnte, so winkte er bloß dem Kutscher und sprang hinab. Nach einer Weile, als er immer nicht wieder kam, sagte der Herr zu seinem Kutscher: er solle doch einmal nachsehen, wo der Bediente geblieben sei, und half ihm ebenfalls auf die Mauer. Der Kutscher aber machte es ebenso wie der Bediente und sprang in den Garten, der hinter der Mauer war; denn das war der Paradiesgarten, und darin gefiel es den beiden so gut, daß sie nicht wieder herausmochten und deshalb ihren Herrn im Stich ließen.

Der Herr v. Bodmann konnte allein die Mauer nicht ersteigen, und nachdem er noch längere Zeit vergebens auf seine

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_213.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)