Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 214.jpg

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Diener gewartet hatte, irrte er allein in der Wüste weiter und kam endlich an ein kleines Haus. In das gieng er hinein und traf daselbst ein altes Weib; dem sagte er, wie es ihm ergangen war und wünschte dort zu bleiben. Das Weib aber sagte, ihr Mann sei ein Menschenfreßer und werde ihn gewiß riechen, wenn er hier bliebe. Allein der Herr v. Bodmann mochte nicht weiter mehr in der Welt herumirren und versteckte sich in dem Hause. Doch so wie der Mann des alten Weibes heimkam, sprach er gleich: „ich schmeck (rieche) einen Menschen!“ und entdeckte alsbald auch den Herrn v. Bodmann, war aber nicht unfreundlich gegen ihn und sah auch nicht furchtbar aus, sondern war nur ein kleines Männlein und wurde gewöhnlich das „Nebelmännle“ genannt.

Nachdem nun das Nebelmännle von dem Herrn v. Bodmann erfahren hatte, wie er daher gekommen, so sprach es zu ihm: „ich will Dir nichts zu Leide thun und will Dich sogar noch in dieser Nacht zu deinem Schloße führen (denn sonst hält deine Frau morgen mit einem Andern Hochzeit), wenn Du mir versprichst, daß Du künftig das Läuten mit der Nebelglocke unterlaßen willst.“ Das versprach ihm der Herr v. Bodmann herzlich gern, und darauf nahm ihn das Nebelmännle auf seine Schultern und flog mit ihm, schneller als der Wind, durch die Luft und setzte ihn am Morgen richtig vor seinem Schloße nieder.

Wie der Herr v. Bodmann seine Burg betrat, erkannte ihn Niemand, selbst seine Frau nicht. Diese reichte ihm Waschwaßer, und nachdem er sich gewaschen, zog er seinen

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_214.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)