Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 217.jpg

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Lustig. – Nun ließ Petrus sich einen Keßel mit kochendem Waßer geben, zerschnitt den Leichnam und kochte das Fleisch in dem Keßel, legte dann die Knochen wieder zusammen, rief die Todte bei Namen und sprach die drei höchsten göttlichen Namen aus und hieß die Jungfrau aufstehen. Da stand sie auf und lebte und war frisch und gesund wie vorher. – Der König war außer sich vor Freude und bot dem heilgen Petrus Alles an, was er sich nur wünschen möge, und wenn’s das halbe Königreich wäre! Aber Petrus schlug Alles aus und wollte keinen Lohn. „Narr, sprach der Bruder Lustig zu ihm, Du hast selber nichts, so daß Du betteln mußt, und willst einem König was schenken!“ Petrus aber hörte nicht darauf und gieng fort, und Bruder Lustig ließ ihn allein ziehen und blieb in dem Schloße zurück, und ließ sich erst seinen Ranzen mit Geld füllen, so viel er nur tragen konnte. Dann lebte er eine lange Zeit herrlich und in Freuden, bis endlich der Ranzen leicht und leer war.

Da trug sich’s zu, daß der Bruder Lustig in ein Dorf kam und hörte, die Tochter eines reichen Bauers sei todtkrank. Da gieng er hin; wie er aber hinkam, war sie schon gestorben. Nun erbot er sich, er wolle sie wieder lebendig machen, und machte es grad so, wie er es den heilgen Petrus hatte thun sehen: er zerschnitt die Leiche, kochte das Fleisch und legte dann die Knochen an einander. Aber damit wollte es ihm nicht gelingen, denn er wußte nicht, welche Knochen zusammen gehörten, so daß er in die allergrößte Angst und Unruhe gerieth und sich gar nicht

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_217.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)