Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 229.jpg

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Muth, die Frau aufzunehmen. So lief sie wieder eine Strecke weiter, bis sie ganz ermattet zu einem dritten kam, der hatte Brunnentröge geladen, den einen immer größer als den andern, so daß mehre in einander gelegt werden konnten. Dieser Fuhrmann nahm sie auf und versteckte sie unter dem untersten Brunnenstein und legte die übrigen über sie her.

Als die Räuber nun aber mit vielem Holz und Harz zurückkamen und die Frau nicht mehr vorfanden, sprangen sie ihr nach. Da trafen sie den ersten Fuhrmann mit den Reifen und luden ihm den ganzen Wagen ab und eilten weiter, als sie die Frau bei ihm nicht fanden. Ebenso machten sie es dem zweiten und dann auch dem dritten Fuhrmann. Diesem letztern warfen sie die Brunnensteine einen nach dem andern herunter bis auf den untersten, unter welchem die Frau verborgen war. Da gerieth der Fuhrmann in Todesangst. Als nun aber grade Einer den Stein anfaßte, um ihn aufzuheben, da rief der neue Anführer: „wir wollen weiter gehn! da sitzt sie doch nicht drunter.“ Und so ließen sie den letzten Brunnenstein liegen und zogen ab. Der Fuhrmann aber lud eilig einige Steine wieder auf und brachte dann die Frau glücklich zu ihrem Vater.

Darauf hatten die Räuber einen so großen Zorn auf die Frau, daß sie mehrmals versuchten, des Nachts in die Mühle einzubrechen und Feuer darin anzulegen. Als sie aber zum dritten Male kamen, hatte man ihnen aufgepasst und nahm alle gefangen.

Der Müller aber mochte in der Mühle nicht länger wohnen und zog mit seiner Tochter in die benachbarte Stadt.

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_229.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)