Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 235.jpg

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sagte ihm: ja, er solle nur nach Haus gehen und was er sich wünsche, das werde ihm gewährt werden.

Als der Mann nun mit seiner Frau heimgieng und diese über ihre schöne Hechel eine große Freude bezeigte, so konnte es der Mann gar nicht verschmerzen, daß die Frau sich nicht etwas Beßeres gewünscht hatte und schalt sie recht tüchtig aus wegen ihrer Dummheit. Die Frau aber bekümmerte sich nicht darum und hielt ihrem Mann beständig die Hechel hin und sagte: „aber sieh doch nur diese schöne Hechel!“ Da sagte er endlich im Zorn: „ach ich wollte, daß Du auf deiner Hechel reiten müßtest, da würdest Du wohl still davon sein!“ Und mit Einem Male saß die Frau auf der Hechel und fieng ganz erbärmlich an zu schreien; denn die eisernen Spitzen stachen ihr den Allerwerthesten ganz wund und blutig, und sie war nicht im Stande, sich davon loszumachen.

Nun sah der Mann mit Schrecken, was für Unheil er durch seinen Wunsch angerichtet hatte, und suchte seine Frau zu trösten. „Sei doch nur still, sprach er, wir haben ja noch einen Wunsch und können uns die größten Schätze der Welt verschaffen!“ Die Frau aber schrie immer lauter und jämmerlicher und sagte: „was helfen mir alle Schätze, wenn ich solche Schmerzen ausstehen soll?“ und sie ließ ihrem Manne keine Ruhe, als bis er den dritten Wunsch aussprach, um sie von der Hechel frei zu machen. „Ei, so hol der Henker deine Hechel!“ rief er endlich ganz zornig. Da war die Frau wieder frei aber ihre schöne Hechel war fort,

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_235.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)