Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 236.jpg

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also, daß sie von ihren drei Wünschen gar nichts mehr hatten, als Aerger und den Spott der Leute, und die Frau noch außerdem viele Wunden und Schmerzen am Allerwerthesten.


66. Die Geschichte von einer Metzelsuppe.

In einem Dorfe hatten die Bauern ihren Pfarrer so gern, daß sie ihm beinah alle, so oft sie ein Schwein schlachteten, etwas von der Metzelsuppe schickten. Da geschah es, daß der Pfarrer selbst einmal ein Schwein gemästet hatte; als es aber geschlachtet werden sollte, fiel ihm mit Schrecken ein, daß er allen Bauern, die ihm sonst etwas geschickt, nun ebenfalls ein Stück Fleisch und ein paar Würste schicken müße. „Dazu wird das eine Schwein kaum hinreichen, und für mich behalte ich gar nichts,“ dachte er, und begab sich zu seinem Meßner und fragte den um Rath, wie er es doch machen solle, daß er den Bauern keine Metzelsuppe zu geben brauche. Da rieth ihm der Meßner: wenn er das Schwein geschlachtet, so solle er es nur vor dem Hause hängen laßen bis es Nacht sei, dann dasselbe still bei Seite schaffen und am andern Tage den Bauern sagen: das Schwein sei ihm gestohlen worden, so werde Niemand eine Metzelsuppe von ihm erwarten. Dieser Rath gefiel dem Pfarrer so gut, daß er ihn sogleich in Ausführung brachte und das Schwein schlachten und vor dem Hause aufhängen ließ.

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_236.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)