Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 248.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

fort und kam endlich an eine Mühle. Da bemerkte es der Müller und zog es heraus und öffnete es, und wie verwunderte er sich da, als er drei wunderschöne Kinder darin fand. Die brachte er sogleich seiner Frau, und zog sie auf wie seine eigenen Kinder, deren er fünf hatte.

So waren beinah fünfzehn Jahre vergangen. Der König mußte beständig Krieg führen, seine Gemahlin blieb in dem Thurme sitzen und seine drei Kinder wurden in der Mühle groß gezogen. Nun geschah es aber, daß die Kinder des Müllers sich mit den Königskindern nicht gut vertragen konnten, indem jene sie oft von ihren Spielen ausschloßen und sie neckten, daß sie ja keinen Namen und keine Heimath hätten und bloß gefundene Kinder wären. Das verdroß die Königskinder endlich so sehr, daß sie sich verabredeten, die Mühle zu verlaßen, und eines Tages heimlich fortzogen weit weit in den Wald hinein. Da begegneten ihnen mancherlei Leute; sie giengen aber kecklich an allen vorüber und die Knaben zogen vor Niemanden ihr Käpplein vom Kopfe. Endlich kamen sie auch zu einer alten Frau, die war eine Zauberin, und als sie bei ihr sich nach dem Wege erkundigten, so sagte sie ihnen, sie sollten nur bei ihr bleiben, sie habe ihnen etwas Wichtiges zu entdecken, wodurch sie glücklich werden würden. Dann erzählte sie ihnen, daß hier im Walde ein verwünschtes Schloß stehe, und das könnten sie erlösen. „Ihr braucht bloß, sagte sie, den Käfig mit der Amsel aus dem Schloße zu holen; müßt Euch aber durch nichts aufhalten laßen und müßt eilen; denn nur Mittags zwischen 11 und 12 Uhr ist das Schloß zugänglich und

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)