Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 250.jpg

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Bruder. Er verspätete sich, es that einen heftigen Knall und er war eingesperrt und konnte nicht mehr aus dem Schloße kommen.

Am andern Tage sagte die alte Zauberin zu der Prinzessin: „jetzt kannst Du noch wieder gut machen, was Deine Brüder versäumt haben, und kannst sie selbst zugleich aus dem verzauberten Schloße befreien.“ Dann wiederholte sie ihr noch einmal Alles genau, was sie zu thun hatte, und darauf gieng sie hin zu dem Schloße. Wie sie hineintrat, kamen ihr sogleich ihre Brüder entgegen und klagten ihr Unglück; sie aber gab ihnen keine Antwort und eilte, ohne auf die schöne Musik zu hören, von einem Zimmer in’s andere, bis sie endlich im allerletzten den Käfig mit der Amsel fand; den ergriff sie schnell und eilte damit eben so flink zum Schloße hinaus, wie sie hereingekommen war. Kaum aber war sie draußen, so that’s einen furchtbaren Knall und dann riefen eine Menge Stimmen mit einander: „Vivat hoch, jetzt sind wir erlöst!“ Darauf hatten die Affen, der Löwe und der Bär wieder ihre menschliche Gestalt bekommen und bedankten sich vielmals bei der Prinzessin, daß sie sie erlöst hatte. Ihre Brüder aber blieben bei ihr in dem Schloße und waren nun alle ganz glücklich.

Von diesem Schloße aber wurde in der ganzen Welt viel gesprochen, besonders aber von der Amsel, die darin war; denn die konnte sprechen wie ein Mensch und wußte Alles, was seit hundert Jahren geschehen war, und was in den nächsten hundert Jahren geschehen werde, weshalb oftmals

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_250.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)