Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 251.jpg

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vornehme Herren und Damen dahin zogen, um sie zu befragen.

Auch der König Auffahrer des Meers, der noch immer im Kriege war, hatte von dieser Amsel gehört, und als er nun nach einigen Jahren endlich Frieden machen konnte und auf seiner Heimreise in die Nähe des Schloßes kam, so kehrte er daselbst ein und wurde freundlich empfangen. – Nach einiger Zeit erkundigte er sich auch nach der wunderbaren Amsel, von der er gehört hatte, und wünschte sie zu sehen und eine Probe mit ihr anzustellen. Alsbald führte man ihn in das Zimmer, wo der Käfig mit der Amsel hieng. Wie die Amsel den König erblickte, grüßte sie ihn sogleich als „König Auffahrer des Meers,“ worüber der König sich nicht genug verwundern konnte und sprach: „nun, wenn Du meinen Namen und Stand kennst, so sag mir auch einmal, was mir vor achtzehn Jahren wiederfahren ist!“

Da begann die Amsel: „Herr König, vor achtzehn Jahren träumtet Ihr dreimal nach einander: Ihr solltet ein ganz armes Mädchen heirathen, das keinen Kreuzer Geld habe. Dann zoget Ihr aus und verspracht der Tochter eines armen Schusters unter freiem Himmel die Ehe und habt sie auch geheirathet und lieb gehabt. Bald aber mußtet Ihr in den Krieg. Indessen gebar Eure Frau drei Kinder zumal, zwei Knaben und ein Mädchen; Eure Mutter aber, die die junge Königin wegen ihrer Armuth haßte, schrieb Euch, sie habe drei Hunde geboren, und darauf befahlt Ihr, die Hunde in’s Waßer, die Königin aber in einen tiefen Thurm zu werfen. Und das Alles hat Eure Mutter

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_251.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)