Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 266.jpg

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sich ganz nahe bei der Stadt befand, wo seine Gemahlin lebte. Da wollte er eilig zu ihr gehen; aber am Stadtthor wurde er von den Soldaten festgenommen, denn so hatte es der König befohlen; und als man dem König jetzt meldete, daß sein Tochtermann wieder da sei, ließ er ihn in einen tiefen Kerker werfen, wo weder Sonne noch Mond hinein scheinen konnten; seiner Tochter aber sagte er nichts davon, obwohl sie keine frohe Stunde mehr hatte, seit ihr Gemahl verschwunden war und sie gar nicht wußte, wo er sein mochte.

Nachdem nun Bernhard lange Zeit in dem unterirdischen Loche geschmachtet und schon die Hoffnung aufgegeben hatte, daß er noch daraus erlöset werden würde, da schien eines Tags in sein Gefängniß etwas Helles herab, das sah aus wie ein Lichtstrahl und rief ihm zu: „Bernhard, was machst Du? Ich bin der Hahn, der Dir die Feder gegeben. Warum hast Du nicht reinen Mund gehalten, wie ich Dir geboten hatte?“ Da klagte ihm Bernhard seine Noth und bat ihn dringend, daß er ihm doch noch einmal helfen möchte; und da gab der Hahn ihm endlich eine zweite Goldfeder, mit der er sich Alles wünschen konnte.

Nun schrieb er zuerst: er wünsche, daß die erste Goldfeder nie wieder an das Tageslicht kommen möchte; für’s zweite wünschte er sich in’s Schloß, in das Zimmer des Königs und sagte hier seinem Schwiegervater: „weil er so bös und grausam an ihm gehandelt, so solle er barfuß, mit dem Felleisen auf dem Rücken als Handwerksbursch bei Tag und Nacht durch die Welt reisen.“ Dann wünschte er sich

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_266.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)