Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 277.jpg

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weißt Du gewiß nicht.“ „Nun, ich weiß es freilich,“ sagte der Strauß; „die einfältigen Bauern dürften nur den Frosch wegnehmen, der die Quelle verstopft, da würde der Brunnen schon wieder laufen.“ „Was Du nicht Alles weißt!“ sagte das Mütterchen. „Aber das hättest Du ihm doch gewiß nicht sagen können, warum der Mann beständig die Leute über’s Waßer tragen muß und wann ihn einmal Jemand ablösen wird.“ „O der Narr!“ sagte der Strauß; „er sollte nur den Ersten Besten, den er herüberträgt, in’s Waßer werfen und sagen: jetzt nimm Du meinen Platz ein! so wäre er frei. – Hat er weiter nichts gewollt?“ „O ja,“ sagte das Mütterchen; „er wollte für den Grafen etwas von Dir geschenkt haben; aber das war gar zu dumm, ich mag’s nicht einmal sagen.“ „O sag’s nur!“ rief der Strauß, „ich möchte es doch wißen.“ „Gibst Du mir’s, wenn ich es Dir sage?“ sprach das Mütterchen. „Ei warum nicht? sag’s nur schnell!“ Da sprach das Mütterchen: „er wollte eine von deinen Schwungfedern.“ Da machte der Strauß zwar ein grimmig Gesicht; weil er’s aber versprochen hatte, so riß er sich doch eine Feder aus und gab die dem Mütterchen und dachte nun nicht mehr an den Burschen, der die Nacht ganz wohlgemuth unter dem Bette zubrachte.

Am andern Morgen, sobald der Vogel Strauß ausgegangen war, rief das Mütterchen den Burschen und fragte ihn, ob er auch alles wohl gehört und verstanden habe, was der Strauß ihr gesagt? Ja, er hatte es gut gehört und sich gemerkt. Dann gab sie ihm die Feder und er bedankte sich viel viel Mal und trat vergnügt seine Rückreise an.

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_277.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)