Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 278.jpg

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Als er nun an das Waßer kam und der Mann ihn hinüber trug, fragte der, was der Vogel Strauß gesagt habe. „Bring mich nur erst hinüber!“ sprach der Bursch; und als er am andern Ufer stand, sagte er: „den Nächsten, den Du tragen mußt, den wirf in’s Waßer und sprich: jetzt nimm Du meinen Platz ein! dann bist Du erlöst.“ „Das hätte ich eher wißen sollen,“ brummte er vor sich hin. Der Bursch aber gieng tapfer weiter und kam dann auch bald in das Dorf und sagte den Bauern, sie sollten nur den Frosch aus dem Brunnen nehmen, und als sie das thaten, lief der Brunnen wieder ganz prächtig. Da schenkten sie dem Reisenden dreihundert Gulden als Belohnung für seine Mühe.

Nach vielen vielen Wochen kam er endlich wieder in das Schloß, daß der Graf sich nicht genug verwundern konnte. Dann sagte er der Schwiegermutter: ihr Trauring liege unter der Thürschwelle, und als sie die aufbrechen ließ, lag er richtig da. Dem Grafen aber sagte er: „der Vogel Strauß läßt Dich freundlich grüßen und schickt Dir da eine goldene Feder; wenn Du selbst aber einmal zu ihm kommen möchtest, so solltest Du so viele Schätze haben, als Du nur mitnehmen könntest.“ Da dachte der Graf, die Einladung müße er annehmen, denn die goldne Feder war gar zu schön und er hätte gern deren noch mehre gehabt, ließ sich deshalb von seinem Schwiegersohne den Weg genau beschreiben und trat sogleich die Reise zum Vogel Strauß an.

Nun kam er auch glücklich bis an ein Waßer, über das keine Brücke führte; aber alsbald trat ein Mann hervor und fragte, ob er ihn hinüber tragen solle. Ja, er möchte

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Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_278.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)