Seite:Meier Volksmärchen aus Schwaben 319.jpg

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Der geschlagen den Hund,
Der gebißen die Katz,
Die gefreßen das Böckchen,
Das gekauft der Vater für zwei Silberstück,
Ein Böckchen, ein Böckchen.

9.
Da kam der Todesengel und schlachtete den Schlächter,

Der geschlachtet den Stier,
Der getrunken das Waßer,
Das gelöscht das Feuer,
Das verbrannt den Stock,
Der geschlagen den Hund,
Der gebißen die Katz,
Die gefreßen das Böckchen,
Das gekauft der Vater für zwei Silberstück,
Ein Böckchen, ein Böckchen.

10.
Da kam der Heilge, der gesegnet sei! und erschlug den Todesengel,

Der geschlachtet den Schlächter,
Der geschlachtet den Stier;
Der getrunken das Waßer,
Das gelöscht das Feuer,
Das verbrannt den Stock,
Der geschlagen den Hund,
Der gebißen die Katz,
Die gefreßen das Böckchen,
Das gekauft der Vater für zwei Silberstück,
Ein Böckchen, ein Böckchen.

Im Wunderhorn, 3. Bd. Anhang S. 44, steht eine Uebersetzung, wie sie in jüdischen Hagáda’s vorkommt. Die Diminutive kennt das Original nicht. Halliwell hat eine historisch-allegorische Deutung beigefügt, wie sie von diesem Liede zuerst P. R. Leberecht, im „Christlichen Reformator,“ Leipzig, 1731, vol. XVII. p. 28 aufgestellt haben soll. Danach ist der Vater = Gott; das Böckchen ist das hebräische Volk; die zwei Silberstücke (Drachmen) bezeichnen Mose und Ahron. Dann folgen judenfeindliche Völker von den alten Assyrern bis auf die Türken, deren Macht (d. i. den Todesengel) der Heilige,

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Meier: Deutsche Volksmärchen aus Schwaben. Scheitlin, Stuttgart 1852, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meier_Volksm%C3%A4rchen_aus_Schwaben_319.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)