Seite:Mein Fehd und Handlungen (Berlichingen) 038.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]

zuuor zwirnet am bischoff gewest, vnnd derennhalbenn vnangesehenn wie mude ich wahr, so zoge ich doch mit ime vonn Thungenn, vnnd warenn bede zu nacht auff. Vnd wie wir mit denn reutternn zusammen khamen, so kombt meinem vettern Stachus ein schreibenn im veldt zu, das ich ann im marckhtt, das er ghernn abgelassenn hett, vnnd als soltenn die wurtzburgischenn reutter mit denn schiffenn herrauff ziehenn. Nun er hett mein rath auch, da sagtt ich, er mocht thonn was er wollt, wenn es aber mich annging, so wehr das mein rath vnnd sagts im nemlichenn, er khondt selbs |47 v| erachtenn, das die sach inn geheim nit bleibenn wurde, dann er sehe woll, was fur reutter da wehren, auß viell vnnd mancherley artenn, vnnd auch viell zu fueß die nit all verschwigenn sein wurdenn, so kunth er auch solchenn annschlag inn viell langenn jarn nit wider also zuwegenn bringenn. Vnnd darumb so es mich anngienng, wollt ich nit nachlassenn, sonnder das gluckh versuchenn, vnnd wann schonn die Wurtzburgischenn auch khemen, so wollen wir inn doch starck gnug sein. Darzu so hett er nichts mit dem bischoff vonn Wurtzburg inn vnnguttem zuthonn, es were auch diser weg nit sein straß oder geleidt.

Inn summa das mendlin volgt mir, vnnd wie mich nun dauchtt es solt ann der zeitt sein, brach ich ann, vnd reitt vor inenn hin, ließ sie allgemach hernach khommen. Aber es gienng langsam, vnnd wie wir vff ein berg khammen, gegenn dem Main zue, vff ein fueß pfadt, satzt ich dennselbigenn hinein, vnnd wollt luegen wie die schiff denn Main herruff gingenn. Wie ich nun also vff denn berg khame, lagenn vill buchssenn schutzen daran, |48 r| vnnd wollt ich wenen, sie stundenn vnns zu, schrie sie ann, vnnd sprach: »Es ist zeitt!« Vnnd da ich denn berg hinein kham, hatt es weingartt, vnnd ging ein weg vnnder denn weingarttenn herr im Main. Da hieltenn zwenn feiner altenn beschaidennlicher knecht, die warenn reineckisch, vnnd onne allenn zweiffell rechtgeschaffenn leutt, darfur ich sie annsahe, vnnd hettenn ire pfeill vff denn armbrustenn. Wiewoll ich nun allain ware, mit einem bubenn, sprach sie doch ann vnnd sagtt: »Wehr seitt ir?« Da sagtenn sie, sie werenn reineckisch, vnd hetten vier schutzenn zu fueß bey inenn. Daruff sagt ich sie solltenn hallten bleibenn, vnd fragt mich der ein knecht auch, wehr wir wehrenn. Da sagtt ich: »Wir sein tungisch!« »O« sagtt er, »ir werdet mein herrnn heutt verderbenn.« Daruff ich ime zu annttwort gab, wir hettenn mit seinem herrenn inn vnnguttem nichts zuthun, darumb sollte er stillhaltenn, vnnd zu fridenn sein.

Alls wir nun also hielltenn, kombtt vber ein klein weilin mein gutter Gotz vonn Thungen vnd Jorg vonn Gebsattel mit einem heufflein, ruckhten mir nach, vnnd bliebenn also mit mir bey denn berurtenn zweyen reuttern halten, biß Stachus vonn Thungen auch kham. Denn sprach ich ann, |48 v| er soldt die zwenn knecht baldt inn gelubdt nemmen, vnnd nit vonn ime lassenn, auff das sie nit ein geschrey machenn, vnnd mehr leutt vffbringenn kunthenn. Das thett er nun, vnnd sprach ich zu ime weitter: »Was

Empfohlene Zitierweise:
Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]. Sigmaringen: Jan Thorbecke, 1981, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Fehd_und_Handlungen_(Berlichingen)_038.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)