Seite:Mein Fehd und Handlungen (Berlichingen) 061.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]

Nun fragten mich mein zwenn gesellenn, die ennthelter, was ich darzu sagt oder rathenn wolt. Sagt ich, was sollt ich rathenn oder darzu redenn? »Er hatt sich gegenn vnns erclert, alls ein feindt, vnd will vnser feindt sein, so wollt ich mich auch gern gegenn im haltenn, wie einem feinde zustundt.« Da fragtenn sie wie im dann zuthun wehr. Sagt ich: »Wie solten wir im thun? Ich bin ein vnnbekantter gesell |77 r| herumb inn dem landt, vnd khenne niemandts, solt woll so bald ein feindt ansprechenn, als ein freundt.« Wann wir aber kondtschafft khondten machen, wollt ich woll der sachen rath findenn, dann wir horrenn, was er im sin hatt, vnnd woltenn also demnach luegenn, das wir alßbaldt khemmen alls ehr.

Das gefiell inen nun woll, vnnd machten khundtschafft das er inn seinem schloß einem wahr, das heist Willennberg vnd leit vff einem hochenn berg, vnnd ein stettlin darbey auch vf dem berg, hart am hauß drann, da hatt er ein wildbad inn dem er badet, dann ich war am Palm abennt darfur herr gerittenn, dacht aber nit das er mein feindt wehr. Vnnd hett willenn inn einer kurtz vff zusein, vnnd inn das lanndt zu Gullich zu reittenn, da hett er sein lebennlang ein herrschafft inn, die heist Arnnsperg, die hatt im der hertzog vonn Gullich eingebenn, der wahr des graffs vonn Waldeck schwester sonn, vnnd erfurnn auch vf welchenn tag |77 v| er vff wollt sein. Da gedacht ich selbst, solst du herrumb werbenn, so wurst ebenn alß baldt ein feindt alls ein freundt antreffenn. Ich hett aber gar ein feinen frommen knechtt, dem ich viell vnnd hoch vertraut, der auch mir treulich diennt, denn sprach ich ann, ob er nit khonndt ein pferdt, zehenn oder zwolff vffbringenn, vnnd nant im nhun die artt, da ichs ghernn hett. Da sagt er: »Junckher ja, ich waiß«, fragt ich: »Wie oder wa waistu aber?« Da sagtt er: »Jorg Bischoff Rath, der leitt inn einem hauß das heist zum Hann, der ist des abts vonn Fulda feindt, der hatt stets zehenn, zwolff oder funff zehenn pferdt bey im, vnnd hatt mir beuolhenn, wan ir sein bedarfft, so woll er euch mit seinn knechten vnd pferdenn dhienen.« Da sagt ich zu im: »Botz leicham! Ich hab inn einmall nidergeworffenn, alls ich der vonn Nurnnberg feindt gewesenn, wahr er ir dienner vnnd rittmaister. Meinstu auch das ich im trauwenn darff?« Da sagtt er: |78 r| »Er hatt mir das zugesagt.« »Wolann« sagt ich, »Jorg Bischoff Raht, der hat ein gute ehrliche freundtschafft, vnnd ein redlichenn vatter. Desselbigenn halbenn seim vatter vnnd der freundtschafft zu ehrnn vnd gefallenn, hab ich inn auch woll gehalltenn, vnnd leichtlich vonn mir khommen laßenn. Derhalbenn so reitt zu im, vnnd sag im, wie du mir sein erbiettenn habst anngezaigt. Dessenn hab ich mich nun hoch bedannckht, woll auch widerumb dergleichen bey ime thun, alls ein freundt, vnnd bitte

Empfohlene Zitierweise:
Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]. Sigmaringen: Jan Thorbecke, 1981, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Fehd_und_Handlungen_(Berlichingen)_061.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)