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Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]

Vnnd ehe ich mich vßthett, da fragtt ich mein weib ob khein brieff vonn Haidelberg khommen wehr, da sagt sie: »Nein.« Do erschrack ich warrlich vbell, das ich nit wust, wie ich mich halltenn sollt, dann es gingen die redt, das sich mein herr der pfaltzgraff wollt mit denn baurn vertragen, das ich nit wust, wie ich im thun sollt. Hab auch seither denselbigenn |92 r| brieff nit gesehenn, aber souill erfarnn, das er meiner schwiger vnd meinem weib worden ist, vnnd alls sie solchenn meiner schwiger gelessenn, hett sie ir beuolhenn, sie solt mir bey leib vnnd lebenn nichts daruonn sagenn, sunst werenn sie all verdorbenn vnd gestorbenn. Darumb ich solchenn brieff wie gemeltt nie gesehenn, vnnd khame vmb der vrsach willenn inn all mein vngluck vnnd vnrath, das mir begegnet ist, hab auch alßbaldt darnach, da ich die sachen besser erfaren, die schwiger nit lennger inn meinem hauß haben wollen, sie ist auch seithero nit mehr darein khommen.

Vnnd wie die baurn zu Gundelßheim lagenn, da warenn daselbst ettliche von Berlichingen vnd auch anndere, alls nemlich Beringer vonn Berlichingen ein sehr alter man, vnnd auch mein bruder Wolff vonn Berlichingenn vnnd auch anndere mehr vom adel. Die wustenn auch nit, wa auß oder ein, hettenn all gehrnn fridenn erlanngt, vnnd wahr ich auch bey inen, vnnd vertrugen sich mit denn baurn, wie anndere mehr furstenn, graffenn vnnd hern gethonn habenn. Aber ich hett mich inn keinen weg, weder mit worttenn oder werckhenn mit inen |92 v| denn baurn eingelassenn, sonnder mich fur vnnd fur vffennthaltenn, vnnd zog wider inn mein heußlin vnnd hofft immer vf die schrifftenn vonn Haidelberg, wie ich dann mit Wilhelm vom Habernn geredt hett, sie solltenn mir zugeschickht werdenn. Vnnd weiß noch vf disenn tag nit ein buchstabenn ires innhalts, darauff wollt ich sterbenn, vnnd so wahr alls gott im himel ist, vnnd bey meiner sellenn haill vnnd selligkeitt.

Vnnd wie ich in meinem hauß wahr, da brachenn die baurn wider vff zu Gundelßheim, vnnd schickhten die haubtleut mein schultheißenn zu mir, ich soldt zu inn khommen, sie hettenn etwas mit mir zuhanndlenn. Wust ich doch nit, wie oder wann, forchtt mich auch sie wurdenn mich vbereillenn, das es meinem weib vnnd khindten vnd den meinen zu nachteill möcht reichenn, dann ich hett khein wehrlich volck inn meinem hauß, so wahrenn die baurn all voll teuffel, vnd wolltenn knecht vnnd magdt auch nit mehr guet thonn. Also zog ich mit dem hinuff, vnnd saß ab vorm wirtßhauß, vnnd will hinein gehnn, alls ich auch thett, so ghet Marx Stumpff |93 r| vonn baurnn die stegen herab, vnnd sprichtt: »Götz bistu da?«, sagt ich: »Ja, was ist die sach, was soll ich thonn, oder was wollenn die haubtleutt mein?« Da hebt er ann: »Du must ir haubtman werdenn!« Da sagt ich: »Gott mir nit, das thue der teuffel, warumb thust du es nit? Thue du es ann meiner statt!« Da sagt er: »Sie habenn mirs zugemut, ich hab mich aber vonn inn geredt, vnnd wann ich es meines dinsts halbenn thun khonndt, so wollt ichs thonn.«

Empfohlene Zitierweise:
Helgard Ulmschneider (Herausgeberin): Götz von Berlichingen: Mein Fehd und Handlungen, [nach der sogenannten Rossacher Handschrift im Freiherrlich von Berlichingenschen Archiv Jagsthausen, vor 1567]. Sigmaringen: Jan Thorbecke, 1981, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Fehd_und_Handlungen_(Berlichingen)_072.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)