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Alarmschüsse abgeben können. Ob der dünne Knall der Repetierbüchse bis in die Mooshütte gedrungen wäre: mehr als fraglich. Und dann würde ich mich Mastilo gegenüber nur verraten haben. Besser, er wähnte mich erledigt. – So tat ich denn gar nichts, stützte die Unterarme flach auf die dicht verschlungenen Ranken und blieb mit erhobenem Kopf auf dem Bauche liegen. Meine Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit. Ich schätzte die Größe meiner Hängematte: Vielleicht sechs Meter lang, drei Meter breit. – Ich habe noch größere gesehen.

Dann spähte ich schräg an meinem Schirm vorüber in die Höhe. Meine Pandasara hing etwa zwanzig Meter unter dem Rande der Steilwand. Und dort oben war im Mondlicht nichts zu sehen.

Nun nach unten hin …

Zu bewegen wagte ich mich nicht. Aber eins konnte ich wohl ohne jede Gefahr: ein Loch in mein Sprungtuch schneiden, ein kleines Loch. Das würde die Haltbarkeit der Hängematte nicht beeinträchtigen.

Ich arbeitete mit aller Ruhe und aller Vorsicht. Ich hatte Zeit. Es war jetzt vielleicht ein Uhr morgens, bis Tagesanbruch noch fünf Stunden. Ich schnitt und sägte, wurde kühner, denn meine Lagerstatt rührte sich nicht.

Das Loch wurde so groß, daß ich bequem die Hand hindurchstecken konnte. Nach unten hin erweiterte ich es trichterförmig. Als ich damit fertig, fluchte ich. Ich hatte mir die Hände unnötig zerkratzt und zerstochen. Unter mir – ich taxierte zehn Meter, hing noch eine Pandasara …!




Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Mein Freund Coy. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mein_Freund_Coy.pdf/101&oldid=- (Version vom 1.8.2018)